Selbstversorgung im Ruhrgebiet

Selbstversorgung


Auf dem Land groß geworden ist Selbstversorgung für mich noch ein Stück Selbstverständlichkeit. Meine Oma hatte ein Feld auf dem sie alles Mögliche anbaute und damit wurden wir versorgt.
Leider ist es im Ruhrgebiet nur noch unter wenigen, meist älteren Leuten normal Lebensmittel selbst herzustellen. Aber es gibt langsam wieder mehr Leute, die auf den Geschmack kommen etwas selbst zu machen.

Im Laufe der Jahre habe ich immer mehr versucht, mich von der Nahrungsmittelindustrie unabhängig zu machen. In Krisenzeiten kann das sehr lebensrettend sein, aber auch ohne Krise hat man Lebensmittel von besserer Qualität und man hat einfach eine andere Wertschätzung zu dem, was man isst. Es gibt mir ein gutes Gefühl, Brot und Käse selbst zu machen, Gemüse zu ernten, eigenes Fleisch auf dem Teller zu haben.
Ein Beispiel: Ein Milchschaf gibt mir im Frühjahr 1-2 Lämmer und damit Fleisch, dann Milch, den ich zu Käse verarbeiten kann und schließlich auch Wolle, aus der ich Garn spinne und zu Socken verstricke, die mich im Winter mit warmen Füßen die Arbeit bei den Tieren verrichten lassen. Zudem ist die Wolle und der Kot hervorragender Dünger und versorgt meine Nutzpflanzen.
Das alles ist ein wunderbarer Kreislauf.

Selbstversorgung im Kleinen ist fast für jeden möglich, selbst auf dem kleinsten Balkon gibt es platzsparende Möglichkeiten. Ich möchte hier erst mal 3 minimalistische Möglichkeiten nennen: der Salatbaum, Salatgurken und Wachtelhaltung. Alles hat geringe Platzansprüche und versorgt einen zumindest in der wärmeren Jahreszeit mit Salat, Eiern und Fleisch. Der Kot der Wachteln wiederum düngt das Gemüse.

Der Salatbaum als vertikale Anbaumethode

Zutaten:
1 10l-Eimer
Kies mit dem man ein Drittel des Eimers füllen kann
1 Fallrohr
Erde (nährstoffarm und torffrei)
vorgezogene Salatpflänzchen

Während der Vorbereitung die Salatpflänzchen wässern. In das Fallrohr bohrt man in versetzten Abständen Löcher von etwa 2cm Durchmesser (am Besten geht das mit einem Stufenbohrer). Die Abstände sollten so bemessen sein, dass um das Loch herum Platz für einen Salatkopf ist. Das Rohr wird in den Eimer gestellt und rundherum zur Hälfte mit Kies aufgefüllt um das Rohr standfest zu machen. In das Rohr kommt ebenfalls etwas Kies. Wenn man die Möglichkeit hat, kann man als Drainage darüber eine Schicht geschorene ungewaschene Schafwolle geben. Diese muss fest gepresst werden. Darüber kommt die Erde bis zu den ersten Bohrlöchern, ebenfalls fest gepresst, damit sie nicht nachträglich sackt. Die Salatpflänzchen kann man am besten von innen nach außen pflanzen. So fährt man fort bis ca. 1 Hand breit unterhalb des Rohrendes. Diese Lücke ist zum Gießen unbedingt erforderlich.
Als Salatsorten eignen sich alle Sorten die nicht extrem kopfen. Die besten Erfahrungen habe ich mit Eichblattsalat gemacht. Zwar wächst der Salat eher in die Länge und sieht fertig wie geschossen aus, ist aber in keinster Weise bitter.

Bild "Selbstversorgung:Salatbaum1.jpg"
Links: frisch bepflanztes Rohr, rechts: nach ca. 2 Wochen

Bild "Selbstversorgung:Salatbaum.jpg"
Erntereif!

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Salatgurken


Salaturken wachsen sehr gut in ausreichend großen Töpfen auf überdachten Südbalkonen und beanspruchen nur eine sehr kleine Fläche. Dafür sollte die Höhe mindestens 2m betragen.
Will man die typische Schlangengurke ziehen, braucht man eine veredelte Hybridflanze, die es nur von den Firmen gibt, die der Firma Monsanto gehören. Natürlicherweise wachsen Gurken nicht so lang und gleichmäßig. Es gibt ein großes Sortiment an sortenreinen Gurken, die ein hervorragendes Gurkenaroma und eine zarte Schale haben. Ich gebe Ihnen gerne Samen aus meinem Sortiment ab oder - falls Sie sich die Anzucht nicht zutrauen und in der Nähe leben - Jungpflanzen.
Gurken sind Starkzehrer, hier muss gut gedüngt werden. Um auch hier autark zu sein, empfiehlt sich die Kombination mit Wachteln aus deren Kot sich prima Flüssigdünger herstellen lässt. Wachtelkot in ein Gefäß, Wasser drauf, eine Woche stehen lassen, abseihen, 1:10 verdünnen. Die Geruchsbelästigung nach der Gärung ist balkonverträglich und nachbarschaftstauglich :-). Während der Gärung sollte man das Gefäß abdecken.

Wachteln


Bild "Selbstversorgung:P1040523.jpg"
Wachteln im Stall Marke Eigenbau

Über Wachteln habe ich einen eigenen Menüpunkt geschrieben. Man kann Wachteln sehr gut in einem Kaninchenaußenstall auf dem Balkon halten (auch in Mietwohnungen nicht genehmigungspflichtig). Dafür ist auf dem kleinsten Balkon Platz, denn man kann auch über mehrere Etagen bauen. Da die Legetätigkeit bei Wachteln nach 2 Jahren sehr nachlässt und die Lebenserwartung nicht sehr hoch ist, macht es Sinn zu einer kleinen Gruppe Hennen einen blutsfremden Hahn zu halten um mit eigenen Eiern neu zu beginnen. Das Krähen des Hahns ist nicht laut und recht melodiös. Nachbarn werden vermutlich eher an einen Wildvogel denken. Achtung: Die Fruchtbarkeit eines Wachtelhahns lässt schon mit 6 Monaten nach!
Küken können gut in einem Terrarium mit Wärmelampe in der Wohnung groß gezogen werden bis sie befiedert sind und die Wärme halten können.
Kauft man Wachteln, sollte man eine eine gewachsene Gruppe zu kaufen. Wachteln können sehr aggressiv werden zu einem neu dazu kommenden Tier.

Wer keine Hähnesammlung aufmachen und den Wachtelhennen nicht irgendwann einen Rollator bauen will, muss sich über kurz oder lang mit dem Schlachten beschäftigen. Dafür ist zunächst eine innere Einstellung erforderlich. Hilfreich ist es, sich das Schlachten zeigen zu lassen.
Ich habe über 15 Jahre gebraucht, bis ich das erste Huhn selbst geschlachtet habe. Allerdings hatte ich von Anfang an den Anspruch an mich, dass ich es irgendwann können will, da es für mich zum Fleischessen dazu gehört.

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